Sie kennen diesen Typ: Nichts
Besonderes und doch immer auf dem richtigen Dampfer. Sie waren besser
informiert. Aber der sticht Sie einfach aus.
Am Ende war der Mörder immer der
Gärtner, und der Pfiffikus bekommt die Prinzessin. Irgendwie weiß
man das.
Gerd Gigerenzer geht in seinem Buch
„Bauchgefühl“ (Goldmann 2007) diesem „Irgendwie“ genauer
nach. Dabei zitiert er Untersuchungen, die belegen, dass etwas
besser ist als gar nichts oder viel zu wissen.
Die Experten, behauptet er, stochern im Nebel, während man mit
gepflegtem Halbwissen extrem gut weiter kommt. Er nennt dieses
Phänomen den „Weniger-ist-mehr-Effekt“.
2003 wurden Voraussagen verschiedener
Gruppen zu den Ergebnissen der Herren-Einzel in Wimbeldon miteinander
verglichen. Raten Sie mal, wer am besten abschnitt? - Es waren die
Amateure. Experten, Laien und offizielle Rankings kamen da nicht mit.
Wiedererkennung ist ein wichtiger
Faktor bei der Anwendung gepflegten Halbwissens. Was wir oft hören,
wird gespeichert, anderes fällt durchs Sieb.
Dabei spielen die Medien eine wichtige Rolle. Denn durch die Medien, in denen das, was potentiell wichtig sein könnte, penetrant wiederholt durchgekaut wird, werden wir kollektiv geprägt.
Dabei spielen die Medien eine wichtige Rolle. Denn durch die Medien, in denen das, was potentiell wichtig sein könnte, penetrant wiederholt durchgekaut wird, werden wir kollektiv geprägt.
Berichtet wird natürlich eher über
das, was für uns relevant sein könnte. - Irgendwann wird relevant,
was wir oft hören.
Sind wir deshalb Spielball der Medien?
Nein, denn die Auswahl der Medien wird
verifiziert durch unseren Erfolg bei der Anwendung gepflegten
Halbwissens.
Frei nach
Gigernzer lässt sich der Kreislauf grob vereinfacht so darstellen:
Hochwertige und tatsächlich wichtige
Ereignisse werden öfter erwähnt als andere.
Deshalb sind die Ereignisse, Dinge oder
Personen, die wir über die Medien vom Hörensagen kennen,
wahrscheinlich relevant. So funktioniert das Halbwissen. Es hilft
uns, zu antizipieren und gibt uns ein Gefühl der Orientierung. -
Berichtet ein Medium allerdings öfter irrelevantes, so dass der
Kreislauf nicht mehr funktioniert, werden wir das Medium nicht mehr
konsumieren.
Bauernschläue ist ein
kulturspezifisches Phänomen. Klar, denn in jeder Wertegemeinschaft,
sei es die Große Community eines internationalen Konzerns, die der
Manager oder die kleine der verschrobenen Entwickler, gibt es
spezifische Medien, die konsumiert werden und somit eine
Gruppenprägung ausmachen.
Sollte unsere Intuition in dem einen
oder anderen Fall schweigen, haben wir innerhalb einer Gruppe mit der
gleichen kulturellen Prägung die Möglichkeit, uns der
Mehrheitsmeinung anzuschließen.
Die Chancen, damit richtig zu liegen,
stehen deutlich höher als der Zufallswert. Man kann sich auf das
gepflegte Halbwissen der Mehrheit verlassen.
Es ist sicherlich interessant, die
Relevanz und Qualität des Corporate Publishing unter diesem Aspekt
zu prüfen. Jedenfalls lassen sich so spendierte Zeitungen im
Gemeinschaftsraum gut begründen. - Denn gemeinsam geteiltes
Halbwissen verkürzt viele Wege und verbindet ungemein.
Kurze Checkliste:
- Welche Communitys gibt es im Unternehmen?
- Welche Medien stehen diesen zur Verfügung (interne/externe)?
- Was wird an Fachzeitschriften benötigt/zur Verfügung gestellt?
- Inwiefern ist diese Literatur Community stärked oder abgrenzend gegenüber anderen Gruppen innerhalb der Firma?
- Wie viel Raum/Zeit haben die Communitys, Medien zu konsumieren?
- Funktioniert das Corporate Publishing (Intranet/Betriebszeitung) als kollektiver Meinungsbildner und Wissenspool? Werden die relevanten Themen gelesen? Wird den Inhalten vertraut? - Gibt es Alternativen zum Corporate Publishing?
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